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​āsanas

Das visuddha cakra
Loslösung und Neuanfang 

Das 5. Energiezentrum ist nahe des Kehlkopfes und somit auch der Schilddrüse gelegen. Oftmals wird es daher in einer einfachen Zuordnung mit der Kommunikation in Verbindung gebracht.

Sowohl Rudolf Steiner als auch Heinz Grill beschreiben sehr konkrete Lernschritte, die eine Entfaltung der in diesem cakra grundgelegten seelischen Eigenschaften möglich machen.

 

Ganz grundsätzlich geht es um die Entwicklung eines wachen und freien Bewusstseins. Dieses klare Seelenlicht wird auf Sanskrit mit iyotirloka bezeichnet.

Es handelt sich damit auch um das Thema der offenen Beziehungsaufnahme nach außen. Jede Situation des Lebens stellt die Anforderung, sich von alten, bekannten Erfahrungen und Vorstellungen zu lösen und das was uns begegnet wach und offen, gewissermaßen unter „einem neuen Licht“ zu betrachten.

Es ist eine Fähigkeit des Bewusstseins, diese Loslösung und auch den Neuanfang zu kreieren. Dazu braucht es einen konkreten Gedanken oder eine konkrete Vorstellung, die nicht projektiver Art sind, sondern der Wirklichkeit des Objektes oder Gegenübers entsprechen.

 

Bezieht man die Entwicklungsphasen der Lebensjahrsiebte mit ein, wie sie ausführlich von Rudolf Steiner und Heinz Grill beschrieben werden, stellt das Leben insbesondere ab dem Alter von 28 Jahren die Aufgabe, erste Fähigkeiten im Zusammenhang mit diesem cakra heranzubilden.

Es entspricht der Erfahrung viele Menschen, dass die Zeit ab Ende 20 recht krisenhaft sein kann. Oft konnten Lebensentscheidungen bis dahin leichter, fast „automatisch“ vollzogen werden.

Nun ist jedoch gefordert, die mitgebrachten Vorstellungen sowie die vorhandenen Konventionen selbst zu prüfen und eine größere Eigenständigkeit im Denken sowie den Entscheidungen zu entwickeln. Dies ist ein Schritt, vor dem viele Menschen zunächst zurückschrecken. Er bedeutet, ein Vertrauen in die eigenen Kräfte zu entwickeln sowie vollständig die Verantwortung zu übernehmen. Dazu ist notwendig wirklich unterscheiden zu können, welche Einflüsse von außen herangetragen werden und welche eigenen Gewohnheiten im inneren Ruhen. Aus einer neu gewonnenen Übersicht besteht dann die Möglichkeit, sich nicht von automatischen Impulsen leiten zu lassen, sondern eine das Bisherige übersteigende Alternative zu kreieren. Diese kann sich in einer größeren Logik gründen.

Wenn dieser Schritt gelingt, kann der Mensch eine sehr schöne, feine und lichte Ausstrahlung gewinnen.

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Yogaübungen

zum visuddha-cakra

Innerhalb der Yogaübungen lassen sich diese Eigenschaften auf sehr konkrete Weise ergründen und erleben. Im Ausdruck der Asana kann der Unterschied von einem körperabhängigen zu einem körperfreien Bewusstsein unmittelbar sichtbar werden.

 

Entscheidend sind Phasen der Ruhe im Prozess des Formens. Der Übende tritt dem Körper zunächst beobachtend gegenüber, erlebt sich daher auch etwas freier und kann dann aus dieser Übersicht heraus anhand einer konkreten Vorstellung die nächsten Schritte vollziehen.

In den Bildern des Halbmondes (ānjaneyāsana) wird deutlich, dass daraus eine sehr gelöste Art der Kraftumsetzung entsteht, die nicht unmittelbar aus der Motorik des Körpers erwächst. Vielmehr sind es die so genannten Ätherkräfte, die aus der konkreten Tätigkeit des Bewusstseins vom Menschen selbst herangebildet werden.

Der Körper erscheint in der Folge unaufdringlich. Die Ästhetik der Übung entsteht, da die zugrunde gelegte Gestaltungsidee ausstrahlen kann.

Nun wird der Zusammenhang zur übergeordneten seelischen Qualität des visuddha-cakra, die sich in allen Situationen des Lebens zeigen kann, deutlich:

Es gibt das bereits Gewordene, den Körper sowie alle aufgespeicherten Erfahrungen, so manche „sperrige“ Gewohnheit, die sich zunächst entgegen stellt wenn wir etwas Neues entwickeln möchten.

Der Lernschritt liegt in der Erfahrung, dem Willen eine neue, verfeinerte Richtung zu geben. Es ist wie eine Schwelle, die wir lernen zu überschreiten.

In jeder Handlung können wir aus einer ruhigen Übersicht heraus entscheiden, ob wir dem aufsteigenden impulsiven Handlungsdrang folgen oder anhand einer bewussten Vorstellung eine darüber hinausgehende Alternative kreieren.

Die Offenheit des Bewusstseins

am Beispiel des Fisches (matsyāsana)

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Der Text wurde verfasst von: Myriam Bayer

Eine weitere Übung, die sehr eindrücklich die Qualität des 5. Energiezentrums aufzeigen kann ist der Fisch (matsyāsana).

Charakteristisch für diese Asana ist eine differenzierte Verteilung der Spannung. Diese wird in der Brustwirbelsäule im Punkt zwischen den Schulterblättern zentriert gehalten, während sowohl der Nacken, Schulter- und Kopfbereich als auch der untere Rücken und die Beine entspannt bleiben sollten.

Aus einer freien Übersicht wird der Körper auf differenzierte Weise anhand einer klarer Vorstellung wahrgenommen. Der Atem kann in seinem freien Fluss erlebt werden. Es ist das Erleben einer Wachheit bei gleichzeitiger Ruhe. Der Lernschritt und der übergeordnete Zusammenhang, wird unmittelbar erfahren:

 

Die Sinne können sich in der Beobachtung und Auseinandersetzung mit Objekten der Außenwelt erfreuen, wenn eine wirkliche Offenheit des Bewusstseins besteht. Diese benötigt eine klare Vorstellung oder konkrete Inhalte, die die Wahrnehmung lenken. Ohne diese würden wir in unserer projektiven Innenwelt bleiben. Das Nervensystem ist auf diese Weise einerseits sensitiv, wird jedoch gleichzeitig stabilisiert und beruhigt. Die aufgenommen Eindrücke können in dieser wachen und gelenkten Aufmerksamkeit wirklich verarbeitet werden. Eine natürliche Offenheit vereint sich mit einem inneren zentrierten

Erleben.

 

Literatur:

 

Grill, Heinz (2017). Der freie Atem und der Lichtseelenprozess. Argenbühl: Heinrich Schwab

Verlag.

 

Grill, Heinz (2019). Die 7 Lebensjahrsiebte und die 7 Chakren. Ein praktischer Weg zur

übersinnlichen Erkenntnisentwicklung. Basel, Zürich, Roßdorf: Synergia.

 

Steiner, Rudolf (1961). Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten. Rudolf Steiner Verlag: Dornach.

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